
Migration
Was versteht man genau unter dem Begriff Migration?
Der Begriff "Migration" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "wandern", "sich bewegen". Migration ist eine räumliche Veränderung des Lebensmittelpunktes. Sie kann aus verschiedenen Gründen erfolgen: Militärische Eroberung, Völkerwanderung, Flucht, Vertreibung oder Versklavung, wirtschaftliche Chancen, neue Siedlungsgebiete oder neue Handelswege.
Wie sieht es mit Migration in der Schweiz aus?
Handelt es sich um Personen aus der EU, gilt die Personenfreizügigkeit. Anders gesagt, haben die Leute aus der EU das Recht, in der Schweiz zu arbeiten und zu wohnen. Dies gilt aber nur, wenn sie einen Arbeitsvertrag in der Schweiz haben, selbständige Erwerber sind oder genügend Geld haben, um in der Schweiz zu wohnen. Umgekehrt gelten die gleichen Regeln.
Vergleich mit dem Buch
Da die Personenfreizügigkeit auch für Schweizer gilt, war es Filip möglich, nach Grossbritannien zu migrieren. Wäre Grossbritannien damals schon nicht mehr in der EU gewesen, wäre es für Filip um einiges schwerer gewesen auszuwandern. Es wäre nicht möglich gewesen, nach Grossbritannien zu migrieren und dort eine Stelle anzunehmen.
Migration in «Ein Koffer voller Wünsche»
Migration ist im Roman «Ein Koffer voller Wünsche» das zentrale Thema. Besonders Emigration, die Flucht aus der Heimat, spielt eine grosse Rolle. Filips Vater wanderte aus Indien aus, weil er keine Wurzeln schlagen konnte. Auch Filip will nicht in der Schweiz sesshaft werden, er will reisen und in Bewegung bleiben. Filips Motive sind nicht finanzieller Natur, sonst würde er sich Maia fügen. Die Freiheit, nicht an einen Ort gebunden zu sein und der Wille zur Migration sind ein Herzenswunsch.
Doch nicht nur die Hauptprotagonisten migrieren, auch etliche Nebencharaktere reisen aus ihrer Heimat. André Kaltenbacher ist aus der Schweiz ausgewandert und hat in London sein Reisebüro gegründet. Der geheimnisvolle Fremde, der vom Himmel fiel, scheint ebenfalls ein Migrant, wenn nicht sogar ein Flüchtling, zu sein.
Alle Charaktere haben eigene Motive, eigene Wünsche, eigene Gründe, warum sie migrieren oder eben nicht. Filip entschliesst sich am Schluss, sesshaft zu werden und mit Maja eine Familie zu gründen. Andrés Geschichte endet, als Filip in die Schweiz zurückkehrt. Filips Vater hingegen wird nicht sesshaft, er stirbt an einer Krankheit in London. Alleine und ohne jemals Wurzeln geschlagen zu haben. Sein Koffer war am Ende leer. Es waren keine Wünsche drin. Das weiss man, weil Martin R. Dean betont hat, dass kein letzter Wille hinterlassen wurde. Ob Shiva Ranuki seinen Koffer jemals gefüllt und im Laufe seines Lebens entleert hat oder ob er sein ganzes Leben leer war, weiss man hingegen nicht. Filip ist nicht wie sein Vater und wird es niemals sein. Sein Koffer ist mit Wünschen gefüllt, für die er sesshaft werden muss. Er hat andere Wünsche, als sein Vater, er wird deshalb Wurzeln schlagen, die den Ausgangspunkt seiner Handlungen darstellen werden und zu denen er stets zurückkehren wird. Ansonsten wird er den Koffer voller Wünsche ein Leben lang mit sich tragen, ohne ihn jemals öffnen zu können.
Autor: D und Silvan